Perspektivwechsel

Stromschwimmen auf dem Rhein

Von Katharina Lankers  – Wasser bis zum Kinn, kein fester Boden unter den Füßen, und weit und breit kein Ruderboot in Sicht. Gekentert? Ein Alptraum???  Keineswegs! Aus völlig freien Stücken bin ich an diesem sonnigen Augustmorgen in den kühlen Rhein getaucht, mit nichts außer Badesachen am Leib.

 

Habe mir in Heidenfahrt mit schwarzem Edding eine Startnummer auf den Oberarm pinseln lassen, meine Kleidung in einen Müllsack gestopft und lasse mich jetzt genüsslich durchs erfrischende Nass treiben. Moderate Schwimmbewegungen genügen, den Rest übernimmt der Strom.
„Langsamer schwimmen!“, mahnt ein DLRG-Jüngling im Neopren-Anzug unsere fröhliche Schar. „Zusammen bleiben! Nicht so schnell!“ Immer wieder muss er ein paar besonders ehrgeizige Schwimmer bremsen, damit die Menge nicht zu sehr auseinander driftet. Über 400 Wasserbegeisterte sind beim diesjährigen Stromschwimmen dabei und verwandeln den Rhein für eine Dreiviertelstunde in ein brodelndes Kuddelmuddel aus Köpfen, Armen und Schwimmhilfen, das von einer Horde Rettungsbooten umzingelt Richtung Ingelheim driftet. Alle Altersklassen sind vertreten: Kinder, Senioren, und sogar zwei Hunde sind mit von der Partie. Wohin man schaut, blickt man in lachende Gesichter, hält beim Schwimmen vielleicht ein wenig Smalltalk mit Unbekannten: diesen Riesenspaß miteinander zu teilen, erzeugt ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl. Meine vier RVI-Kameraden, die sich gemeinsam mit mir auf das Abenteuer eingelassen haben, habe ich allerdings aus den Augen verloren – viel zu schön ist es, sich einfach der Strömung zu überlassen, auf den Rücken zu drehen, Bäume und Wolken vorbeischweben zu sehen und die Leichtigkeit zu spüren, mit der das Wasser uns trägt.
Nach viel zu kurzen vierzig Minuten dirigieren uns die Begleitschwimmer und – Boote in eine kleine Bucht, und wir waten im seichten Wasser an Land. Die Müllsäcke mit unseren persönlichen Sachen warten an der DLRG-Station auf uns, sogar ein paar provisorische Duschen sind im Garten aufgebaut. Und als Belohnung gibt’s für alle Schwimmer eine leckere, heiße Erbsensuppe! Zurück nach Heidenfahrt kommt man per Shuttle oder – wer darauf nicht warten will - auch einfach zu Fuß. Da kann man am Ende  in der Strandbar gleich nochmal einkehren und diesen wunderschönen Tag genüsslich fortsetzen.
Lust, den Rhein mal aus dieser Perspektive zu erleben? Dann merkt euch schon mal den 5. August 2018 für das nächste Stromschwimmen vor!  In meinem Kalender steht es schon drin.