Neckarwanderfahrt 2018

Zu heiss für Trollinger

Von Philipp Laur -  In der Frühe des Fronleichnam-Donnerstages standen wir um den Bootshänger des Binger RV, der mit einer bunten Mischung an Booten beladen war. Auf dem Hänger: Carolus Magnus, Barbarossa, Main und Kormoran. Um den Hänger: Antje, Andreas, Uta, Dorothee, Dörte, Astrid, Heidi, Barbara, Hans, Peter, Heiner, Selma und ich. Flugs wurden noch einmal die Gurte kontrolliert und ab ging´s gen Neckar. Die Fahrt ging flott voran und auch in Marbach fanden wir den Weg zum Marbacher RV gut, auch wenn wir etwas eng durch einen Biergarten kurven mussten.

 

Doch kaum ausgestiegen erwischte uns das erste Missgeschick des Tages: Ein verdeckter Entwässerungsgraben wurde Uta so zum Verhängnis, dass auch der gesamte Neckar den Knöchel kaum ausreichend kühlen konnte.

Sie betrachtete dann das muntere Treiben vom Steg aus – Fuss im Wasser - und dirigierte die Mannschaft, so dass wir schon um halb elf aufs Wasser kamen. Kurz zuvor waren weitere Wanderruderer eingetroffen. Die beiden Ulmer Vereine trafen mit vier Mannschaftsbooten ein und wollten ebenfalls in 4 Etappen nach Heidelberg.

Wir legten mit sämtlichen 4 Booten ab, weil uns Andreas mit dem Kormoran noch bis zur ersten Schleuse begleitete, bevor er sich dem Landdienst widmete. Heiner und ich teilten uns die Main und die beiden Vierer wurden gesteuert gerudert, wobei Uta den Knöchel weiterhin im Neckar baumeln ließ.

Ein paar Kilometer hinter der ersten Schleuse – es war wirklich heiß und schwül – ereilte uns dann das nächste Missgeschick: Es tat eine riesen Knall und ich sah plötzlich eine grellrote Fahrwasserboje erstaunlich nah an meinem Backbord-Ausleger vorbeiziehen. Es war uns doch tatsächlich gelungen, die einzige Boje weit und breit zu rammen! Den Mantel des Schweigens breite ich über die Antwort auf die Frage, wer da im Bug saß ……..

Glücklicherweise ohne bleibende Schäden an Boot und Boje, aber nun doch leidlich wach, setzten wir unseren Weg zur Rast an der Bootsschleppe in Hessigheim fort und kamen unterwegs noch am AKW Neckarwestheim vorbei. Hier machten wir Rast und leerten die mitgebrachten Vorräte, bevor wir die Boote über die Bootsschleppe ins Unterwasser beförderten.

 

Aufnahmen 1 bis 14 Andreas Bachmann, Aufnahme 15 Dörte Strecke-Ehlers

Nun ging es etwas ausgeruht weiter nach Lauffen am Neckar, wo wir von der Hitze erschlagen in den Biergarten einfielen. Alle waren so durstig, dass es keinen Raum für Trollinger&Lemberger gab, sondern literweise isotonische Getränke benötigten und das schwäbische „Saure Radler“ in den Kanon unserer Getränkekarte einführten. Nachdem der Flüssigkeitsbedarf gedeckt war, wurden die Wagen nachgeholt und wir machten uns auf in unsere Unterkunft für die nächsten beiden Tage, den Lindenhof in Neckarelz. Der entpuppte sich als ehemaliges Konvent mit modern eingerichteten, aber mit schönen barocken Stuckdecken verzierten „Zellen“.

 

Während die Gruppe bereits in Richtung Biergarten und Abendessen aufbrach, machte Uta in Andreas Begleitung Bekanntschaft mit der örtlichen Ambulanz des Mosbacher Krankenhauses – kaum stand das Saure Radler auf dem Tisch kamen beide nach und Uta konnte mit einer schönen Schiene und der frohen Botschaft, dass wohl nix gerissen sei, die Stimmung aufhellen. Dass die Schnelligkeit und Freundlichkeit der Ambulanz leider die Qualität der Diagnose deutlich übertraf, wissen wir heute ........

 

Am kommenden Morgen ereilte uns dann die nächste Malaise: Dorothee wurde von einer Migräne heimgesucht und musste passen. Also wurde in Lauffen die Main aufgeladen und Astrid und Barbara teilten sich die Etappe auf. Damit waren wir zwei gesteuerte Vierer.

An diesem Tag stand uns die längste Strecke mit 6 Schleusen bevor. Wir waren darum dankbar, dass es zwar weiter freundliches Wetter gab, aber nicht mehr so schwül und drückend wie am Vortag war.

 

Die erste kleine Pause machten wir an diesem Tag in Heilbronn bei der Heilbronner Rudergesellschaft "Schwaben", wo wir mit einer scharfen Wende vor dem Experimenta-Museumsschiff anlegten. Der Einlass in die Sanitärräume wurde uns durch die Hintertür des Kraftraums gewährt und die dort trainierende Jugend kannten doch tatsächlich den RVI, weil sie Annabelle, Alex und Luise von Regatten kannten.

 

Kurz nach den „Schwaben“ kam die einzige Handschleuse auf unserer Wanderfahrt am Altarm des Neckars, wo uns Heiner unter Zuhilfenahme eines Passanten schleuste. Vorbei an schickem neuen Wohnungsbau mit öffentlichen Grünanlagen am Wasser erreichten wir den Heilbronner Industriehafen mit Kraftwerk und Autobahn, wo wir die Ulmer überholten. Die Mittagspause wurde an diesem Tag spät und süß: In Bad Wimpfen legten wir an und nahmen die Boote aus dem Wasser, um an diesem historischen Pfalzenort die Altstadt zu erklimmen. Uta leitete so lange das Team der sehr schönen Bahnhofsgastronomie bei der Herstellung der WM-Tauglichkeit (Bau einer Stellage für die Großleinwand) an und bewahrte die Kleinode der Packsäcke. In der sehr gut gepflegten Altstadt labten wir uns derweil an Kirche, Eis oder Kuchen – jeder nach seinem Geschmack und in seiner Kombination. So gestärkt ging es schließlich weiter nach Neckarelz, wo uns am Steg neben Andreas auch Rolf und Gabi erwarteten. Nach dem Abendessen hieß es Abschied nehmen, denn die „Neuen“ ersetzten Astrid, Barbara, Dörte, Dorothee und Heidi, die nach Hause fuhren.

 

Trotz der langen Tour reichte es heute nach dem Essen noch für ein Glässchen Chardonnay aus einem Schlossweingut, das einst Götz von Berlichingen gehört haben soll. Der Wein war aber jünger und ein guter Begleiter angeregter Diskussionen um die richtige Einbindung aller Interessen bei den Bootshausüberlegungen.

 

Der dritte Tag bot eine „Spurtetappe“ mit Kulturstop. Nach einem 12km-Sprint mit einer Schleuse erklommen wir die Burg Zwingenberg der Markgrafen von Baden und wurden sehr sympathisch durch die verschiedenen Bauteile und –stile geführt. Die kulturellen Eindrücke wurden dann mit Hilfe lokaler italienischer Kochkunst verdaut und ausgeruht setzten wir unseren Weg nach Eberbach fort.

Hier kamen wir so früh an, dass uns Ida, die hier dazu stieß, noch zu einem erfrischenden Bad im Neckar animieren konnte. Unser Logis lag diesmal – eine schöne Abwechslung – auf den Höhen des südlichen Odenwaldes. Im Hotel Hirsch in Rothenberg bezogen wir Zimmer mit wunderbaren Namen. Heiner und ich empfanden es zunächst als sehr passend, beim Elfenzimmer zu landen. Dank eines Zahlendrehers landeten wir aber schlussendlich sogar im Hochzeitszimmer. Nach einem sehr originellen Einblick in die lokale Küche (Odenwälder Kochkäseschnitzel lädt die Energiereserven auf!) sanken wir in unsere Betten.

 

Am Sonntag starteten wir leidlich früh. Trotzdem waren die Ulmer schon auf dem Wasser, als wir in Eberbach ankamen. Vor der ersten Schleuse hatten wir noch einen netten Plausch mit Eberbacher Ruderern, die uns warnten, bei Heidelberg werde „der Teufel los sein“. Zur zweiten Schleuse hatten wir dann die Ulmer eingeholt und schleusten mit sechs Booten in einer Schleuse.

 

Direkt unterhalb machten wir dann Mittagsrast beim „Backfischfest“ in Neckarsteinach. Doch zogen uns der lauschige Biergarten oder das Eiscafé eher an.Nach weiteren 2 Schleusen erlebten wir dann den Panoramablick auf die Heidelberger Altstadt, das Schloss und gegenüber den Philosophenweg und zudem einen Bootsverkehr, den man in Eberbach wohl teuflisch findet. Der Rhein bei Ingelheim würde für die Eberbacher wohl die reine Apokalypse darstellen ....

 

Nachdem diese Eindrücke genossen waren, machten wir uns auf zur RG Heidelberg, wo Andreas und Ida uns bereits mit dem Hänger erwarteten. Während die Einen verluden, holten die Anderen die weiteren Autos und dann hieß es Abschied nehmen vom Neckar, der sich als sehr gut zu ruderndes Gewässer entpuppt hatte.

 

Daheim in Ingelheim kamen sogar noch Ruderinnen der ersten beiden Tage dazu, so dass die Boote bald wieder sauber und wohlbehalten in ihren Lagern lagen.

 

Zum Abschluss gab es einen großen Dank an Antje für die tolle Organisation, Andreas für seinen Landdienst und Uta für Ihr Durchhaltevermögen, bevor wir erschöpft und mit vielen schönen Eindrücken nach Hause gingen. Es war eine rundum gelungene Fahrt!