Wanderfahrt

Über Main und Rhein geht's heim

Von Philipp Laur - Kurz nach acht – es war noch richtig nebelig an diesem Samstag Morgen - war der Hänger bereits fertig geladen: Die Barbarossa reichte uns aus und thronte obenauf, so dass wir nicht einmal die Ausleger abnehmen mussten. Die erste Tagesfahrt eine Woche nach dem Anrudern hat noch nicht so viel Andrang erfahren, dabei waren die Wetterprognosen sehr gut.

 

Frank hatte sich dankenswerterweise bereit erklärt, uns (Maria, Andreas, Heiner und mich) nach Frankfurt ins „Rudererdorf“ (ja, so heisst eine Ansammlung von fünf Frankfurter Rudervereinen innerhalb von 200 Metern am Südufer des Mains auf Höhe des Osthafens tatsächlich) zu chauffieren.  Dort angekommen, gab es eine Menge Ruderbetrieb zu bestaunen. Frankfurt hat eben nicht nur zu Lande viele Einwohner ...

 

Um den Steg nicht zu lange zu blockieren, machten wir uns unter Andreas Leitung und Steuerung flott vom Acker und genossen auf den ersten Kilometern die Frankfurter Skyline, beginnend mit dem Hochhaus der Europäischen Zentralbank, das in und neben der ehemaligen Großmarkthalle steckt. Dann ging es unter dem Eisernen Steg hindurch und das Museumsufer entlang quer durch die Innenstadt, bis wir nach knapp zehn Kilometern die erste Schleuse erreichten.

Hier erwies sich unsere nahezu antike Fahrtenbeschreibung als kleine Herausforderung, die aber dank der flinken Finger und der guten Datenübertragungsrate unserer smarten Schleusen-Fee Maria schnell behoben werden konnte. Da die Sportbootschleuse nicht nur hier gesperrt war, genossen wir die Schleusung in der Schifffahrtsschleuse.

Kurz unterhalb dieser ersten Schleuse war dann Zeit für eine erste Rast bei der Nassovia in Höchst, wo wir ein zweites Frühstück aus unseren reichlichen Vorräten genossen und einer großen Jugendgruppe beim Training zusehen konnten.

Gut gestärkt, machten wir uns dann vorbei am schönen Panorama von Höchst auf nach Eddersheim, wo wir die nächste Staustufe erreichten. Auch hier wirkte Marias freundliche Art Wunder und wir konnten direkt in die Schleusenkammer rudern und wurden umgehend geschleust. Nun hatten wir schon über 20 km auf quasi strömungslosem Gewässer zurückgelegt und merkten langsam, dass die Zeit voranschritt.
Darum ging es hurtig und ohne große Pausen vorbei an Flörsheim weiter zur Staustufe in Kostheim. Hier übte zunächst ein Binnenschiffer raumgreifend den Wasserringelrein beim Wenden und Ankoppeln eines Schubleichters an sein Schubschiff. Diesen konnten wir umgehen und dann auch recht bald in die Schleusenkammer einfahren. Als uns aber der Verband mit einem kräftig Wellen schalgenden Bugstrahlruder hinterher kam und dann auch noch die Katastrophenschutzsirenen am Ufer zwei mal länger ertönten und in der Ferne Feuerwehrsirenen im Dauereinsatz zu hören war, wurde mir ein wenig mulmig.

Doch der Verband, das Bugstrahlruder und auch die Sirenen beruhigten sich wieder und wir schleusten dann auch unsere dritte Schleuse wohlbehalten hinab.

Bald waren wir - nach 38 km auf dem Main – froh, wieder ein Gewässer mit Strömung zu erreichen. Diese Freude kosteten wir aber zunächst bei einer schönen (Nach-)Mittagsrast bei der Kasteler Ruder- und Kanugesellschaft aus und sprachen unseren Vorräten gut zu.

Erholt machten wir uns – nun schon deutlich im Nachmittag – auf. Nun wurde alles bekannter und wir genossen das Mainzer und das Biebricher Ufer. Das Wetter hatte sich gut gehalten und etwas Wind kam auf, aber wir hatten Glück mit dem fast fehlenden Schiffsverkehr. Nur bei Budenheim – die Kräfte ließen langsam nach – mussten wir uns im Wettrennen einem Güterschiff und einem Hotelschiff geschlagen geben und durften eine richtig kräftige Heckwelle abreiten. Doch schon bald empfing uns die Große Gies mit spiegelglattem Wasser und wir machten uns frohgemut an die letzten Kilometer bis nach Hause, nachdem Heiner uns ein paar Bier an den Steg geordert hatte.

Die haben wir dann um kurz nach sechs sehr genossen und waren alle der Meinung, dass wir sie uns redlich verdient hatten. So war dieser Samstag ein rundum gelungener Auftakt für die Tagesfahrten des Jahres mit einer schönen und abwechslungsreichen Strecke von etwas über 60 km.