Junioren-Weltmeisterschaften in Trakai/Litauen

Annabelle Bachmann Vize-Weltmeisterin

Von Annabelle Bachmann - Bereits auf den Deutschen Meisterschaften in München hatte ich erfahren, dass ich mit 4 anderen Juniorinnen für die Junioren-Weltmeisterschaft nominiert worden war. Da es aber von Natur aus nur 4 Plätze im Doppelvierer gibt, mussten wir 5 in der ersten Woche des vierwöchigen Trainingslagers einige Leistungsanalysen über uns ergehen lassen bevor entschieden wurde wer tatsächlich einen festen Platz im Boot erhalten würde und wer als Ersatz mitfährt.

Da Sophie Leupold aufgrund von Krankheit nicht alle Tests mitmachen konnte, verzögerte sich die Entscheidung bei uns um eine weitere Woche und wurde schließlich mit sogenannten Seat-Races entschieden. Dabei fährt man eine Wettkampfstrecke, in unserem Fall 1000m in zwei Besetzungen. Wir fuhren also zuerst mit Klara Thiele, die nach den Leistungstests das niedrigste Ranking erzielt hatte (Sophie war in diesem Ranking nicht berücksichtigt worden dazu viele Daten fehlten) und dann mit Sophie, wobei wir mit Sophie 1,5 Sekunden schneller waren, die beiden ansonsten aber absolut gleichstark waren. Das Ergebnis also: wir fahren mit Leonie Menzel (Düsseldorf), Tabea Kuhnert (Magdeburg), Sophie Leupold (Pirna) und mir von Heck zu Bug zur WM nach Litauen.

 

Von da an begann für uns die intensive Vorbereitung auf diesen Wettkampf, das bedeutete für uns jeden Morgen um 5:30 spätestens aufstehen und nach einem Imbiss um 6:15 zur ersten 20km-Rudereinheit antreten, anschließend frühstücken und nach einer kurzen Pause weiter zum Krafttraining. Nachmittags meist nochmal 12-18 km rudern und abends Gymnastik um die Muskeln zu entspannen. Je näher die WM rückte umso mehr wurde das Trainingspensum reduziert, trotzdem verbrachte ich ab der 2. Woche meine Tage nur noch mit trainieren, essen und schlafen.

Am Montag der 5. Woche reisten wir dann von Berlin über Frankfurt nach Trakai in Litauen. Die Anspannung stieg immer weiter und die bereits erhaltene Deutschland-Einkleidung sorgte für eine erste Einstimmung auf die kommenden Tage. Nach einer schönen Eröffnungszeremonie mit Volkstänzen und mehreren Reden in der Wasserburg direkt an der Strecke dienstags stand für Donnerstagvormittag unser Vorlauf auf der Regattastrecke auf dem See in Trakai auf dem Plan. 

 

Dort konnten wir uns mit einem Sieg und der zweitschnellsten Zeit insgesamt direkt für das Halbfinale am Samstag qualifizieren und unsere Kräfte schonen während die anderen am Freitag im Hoffnungslauf noch einmal über die 2000m lange Strecke mussten. Samstags im Halbfinale sorgte dann Wind der senkrecht in die Strecke wehte für Wellen und erschwerte Bedingungen. Wir, die nach 4 Wochen Trainingslager auf den Berlinern absolute Wellenexperten waren meisterten sie allerdings ohne weitere Probleme anders unsere Konkurrenz aus der Schweiz die sich nach 1500m einen Krebs zogen. Dadurch konnten wir unsere bereits vorhandene Führung deutlich ausbauen und gewannen das Halbfinale was uns eine Mittelbahn im Finale am nächsten Tag einbrachte.

 

Die Anspannung war nun nicht nur bei den Sportlern und Trainern deutlich spürbar, sondern auch bei den Eltern, die zum Zuschauen angereist waren. Das Wetter war gut, die Sonne schien und der Wind war nur leicht spürbar und beeinträchtigte die Strecke nicht, ein idealer Finaltag. Um 11:30 Ortszeit ertönte das Startsignal und wir begaben uns in einen starkes Duell mit den Rumäninnen von denen wir uns in den letzten Tagen immer nur wenige Zehntel getrennt hatten. Wir trafen in diesem Rennen zum ersten Mal direkt aufeinander und auf den ersten 1000 m konnten sie bereits fast eine Bootslänge heraus rudern. Als wir bei 1.500 m in den Windschatten einer Insel eintraten wagten wir einen Angriff und schnell wurde klar, die Rumäninnen hatten Probleme ihre Führung zu verteidigen. Also gingen wir direkt in den Endspurt über und kämpften uns Zentimeter für Zentimeter wieder an das gegnerische Boot heran. Am Ende reichte es leider mit 5 Zehnteln nicht ganz aber die Freude über Silber war so riesig dass das niemandem auffiel. 

Am Abend feierte das ganze deutsche Team gemeinsam mit den Kanadiern im Hotel nochmal den erfolgreichen Wettkampf und am nächsten Tag am Flughafen, als es hieß Abschied zu nehmen flossen viele Tränen. In den 5 Wochen hatten sich viele enge Freundschaften entwickelt und irgendwie fehlt seitdem ein kleiner Teil in jedem von uns. 

Natürlich können nicht alle Eindrücke und Erlebnisse dieser tollen Zeit in einem Artikel Platz finden, deshalb sprecht mich gerne an, wenn ihr noch Fragen habt.